Jubiläumstörn 2013 -2014,  SY HEIDE-WITZKA

Ich weiss nicht genau, wo wir sind….

Aktuelle Position der HEIDE-WITZKA: 35.200184, -6.144326

..aber der Ort heißt so, wie unser Segelkamerad Klaus L. ungefähr mit Nachnamen heißt. So die einleitenden Worte des Bootsmannes bei seinem Anruf bei mir am heutigen Abend, pünktlich zur Tagesschau.

Welch eine präzise Positionsangabe. Was gut, dass es GOOGLE-MAPS gibt, und was gut, dass Jonny noch die eine oder andere Information preisgab.

80 Meilen waren es heute, allerdings ohne jeden Wind. Was nicht heißen soll, dass es behutsam zur Sache gegangen sei. Auch unter Abzug des Toleranzwertes für Seemannsgarn hat es wohl gute zwei Meter Antlantikwelle von Steuerbord gehabt. Was das Fahren unter Motor auf einem Segelschiff nicht wirklich angenehmer gemacht haben wird.

Noch bei Sonnenlicht sei man in den Hafen eingelaufen, und nach einigen Diskussionen unter Einsatz des bordeigenen Dolmetschers, Michael Kreidner, gelang es offensichtlich, einen der Fischer dazu zu bewegen, ein Plätzchen für die HEIDE-WITZKA freizumachen, so dass sie nun sicher am Kai im Hafen von Larache liegt.

Meine Frage nach den Versorgungsmöglichkeiten wie Strom oder Wasser wurde an die Crew weitergereicht, die Antwort bestand aus einem Gejohle und Gelächter, dass deutlich darauf hinwies, dass beides nicht vorhanden ist.
Der Bootsmann erklärte, dass man sowas sowieso nicht brauchen würde, weil man zum Einen ein hochmodernes Boot haben würde, dass allen erdenklichen Luxus aufweisen würde. Und zum Anderen gehe er wieder nicht an Land, weil er, der Bootsmann, ja auf das Schiff aufpassen müsse, während der Rest der Crew sich den kulinarischen Genüssen des Landes hinzugeben gedenke. Und da er, der Bootsmann, wisse, wie er selber rieche, sei das dann ja egal. Er belästige ja keinen.

Meine sofortige Frage, ob sich in Tanger denn noch eine Gelegenheit zum Bunkern von Wasser gefunden habe, wurde mit der Antwort: „Das hat Azis alles geregelt“.

Jonny war völlig überrascht, als ich erklärte, dass ich diesen Azis nicht zu meinem unmittelbaren Bekannten zählen könne und um Aufklärung bat, wer denn das nun wieder sei. Weil der andere, den er in Tanger eingespannt hatte, hies doch Adul.

Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich bei Azis um den Chef der Hafenpolizei von Tanger, der, man erinnere sich, nicht nur für die Sicherheit des Hafens, sondern auch für die Körperpflege von Besatzungsmitgliedern der HEIDE-WITZKA durch Einrichtung eines Shuttle-Services gesorgt hat. Wobei das eine mit dem anderen möglicherweise in konkreten Zusammenhang zu bringen ist.

Besagter Azis hat natürlich auch selbstverständlich, wie habe ich jemals daran zweifeln können, dafür gesorgt, dass die HEIDE-WITZKA am heutigen Morgen zu einem in Hafennähe liegenden CLUB (?? wurde so bezeichet, habe keine weiteren Informationen) verholen konnte, um dort mittels eines sauberen Schlauches aus einer sauberen Leitung sauberes Wasser bunkern zu können. Was sicherlich einfacher war, als den oben bezeichneten Abdul das erforderliche Wasser in 5-Liter-Gebinden heranschaffen zu lassen.

Und so versorgt gings dann los, erst in Richtung West, dann nach Süden, mit einer kleinen westlichen Tendenz. Alles kein Problem, wusste der Bootsmann zu berichten. Meine Frage nach dem „Legerwall-Effekt“, der sich mir beim Blick auf die Karte und den Wetterbericht zumindest theoretisch darstellen würde, wurde nicht beantwortet.

Das erste ernsthafte Problem gab es offensichtlich am heutigen Abend beim Einklarieren des Schiffes und der Besatzung in dem Hafen von Larache. Das lag an mehreren Faktoren. Zunächst einmal sprach der Hafenpolizist, wie überraschend, weder hoch- noch plattdeutsch. OK, dafür hat es den Michael Kreidner als Übersetzer vom Dienst. Der hatte jedoch nun gerade bei der Einklarierungsprozedur seine Brille verlegt, was das Lesen und Übersetzen der auf dem polizeilichen Monitor erscheinenden Fragen unmöglich machte. Das übernahm Jonny, was nun widerum dazu führte, dass es, sagen wir mal, „kleine Reibungsverluste“ gab, weil Michael nicht für alle Dinge, die Jonny laut vorlas, wirklich eine Übersetzung anbieten konnte.

Egal, offensichtlich hat das Prozedere dazu geführt, dass der Hafenpolizist einem gewissen (für mich nachvollziehbaren) Grad der Verwirrung zugeführt wurde. Da er aber aus genau diesem Grunde den Einreisestempel in den Pässen der Crew vergaß, braucht diese morgen auch nicht ausklarieren und  kann so, wann immer sie will und das Wetter es zulässt, auslaufen.

Was macht es da schon, dass aufgrund eines gewissen Ähnlichkeitsgrades aus Jügen J. nun Johann J. und aus dem erstern nun Jürgen S. geworden ist. Zumindest ist dies auf den Einklarierungsdokumenten so amtlich vermerkt.

Sehen wir nach ein paar Tagen auf See nicht alle irgendwie gleich aus?