Yachhafen Laboe und segelnde Osterhasen..
Welch merkwürdige Einleitung für den schnöden Törnbericht, der sich hinter der zurückgelegten Wegstrecke zwischen Rendsburg und der Kieler Förde, eben Laboe, verbergen kann. Im dortigen Yachthafen, vielen von einer Vielzahl Überfügungstörns bestens bekannt, befindet sich die HEIDE-WITZKA nunmehr, und da das Schiff dort ist, kann die Crew nicht weit sein.
Der Weg dorthin gestaltete sich, so die Auskunft des gestern erwähnten Akademikers, aus nautischer Sicht wenig aufwändig. Lediglich in der Schleuse Holtenau bedurfte es des beherzten Eingreifens der Crew, um einer verirrten britischen (ob nun Engländer, Schotten oder gar Waliser entzieht sich meiner Kenntnis) Besatzung eines von ebendort kommenden Segelboote vor dem Untergang zu bewahren.
Die näheren Einzelheiten wurden mir nicht berichtet, gleichwohl, wissend um die Hilfsbereitschaft des Bootsmanns und des Akademikers, insbesondere wenn sich Segler weiblichen Geschlechts als hilflos erweisen (was sie zweifelsfrei nicht grundsätzlich sind, es sei denn sie kommen von einer Insel), wird es sich entweder um einen dramatischen Zwischenfall mit akuter Lebensgefahr gehandelt haben oder ein solcher ist durch die Hilfeleister herbeigeführt worden. Das Einzige, was ich in Erfahrung bringen konnte, ist, dass der Schleusenbetrieb in Holtenau nach kurzer Zeit wieder aufgenommen werden konnte.
Im Anschluß an die heldenhafte Rettungstat tat (hört sich seltsam an, ist grammatikalisch aber durchaus korrekt) der Bootsmann das, was er immer tut, wenn er bei Wind nicht von Kanalbegrenzungen beengt ist. Er grummelte und setzte die Segel.
Das Setzen der Segel ist, wie vermutet, dem Wind geschuldet, und somit ist die HEIDE-WITZKA einer artgerechten Verwendung zugeführt worden (hatten wir eine gleichartige Diskussion nicht schon gestern), das Grummeln ist dem Umstand geschuldet, dass die Crew, weil es deutlich nach 11.00 Uhr war (niemals Bier vor 11.00 Uhr sagt Skipper Otto), Bier trinkt, der Bootsmann aber heute Abend fahren muss und deswegen Orangensaft trinken musste.
Was haben denn nun, diese Frage bewegt den geneigten Leser nach Lesen der Überschrift sofort, Laboe und die HEIDE-WITZKA und Osterhasen, die sich auf deutlich nicht artgerechte Art fortbewegen, denn nun miteinander zu tun?
Eigentlch ganz einfach, und doch etwas kompliziert: Jonny´s „Grummelfrequenz“, ausgelöst durch den Orangensaft, bewegte sich im für ihn normalen Bereich. Je besser das Wetter wurde, je mehr er segeln konnte, um so höher wurde diese Frequenz, da er ja heute Abend aus persönlichen Gründen abmustern muss und an Marc übergibt. Er kam also schon ziemlich „grummelig“ in Laboe an. Den „Festmacherschluck“ musste er auch auslassen, was zu einer deutlichen Frequenzsteigerung führte. Und dann kam das, was ihm den Rest gab:
Zum Abendbrot gab es Salat mit Mören!
Und nun sitzt er da, grummelt auf höchster Frequenz, und schiebt sich, genau während meines Anrufes eine Möhre in den Mund, was ein namentlich nicht genanntes Mitglied der Crew zu dem Vorschlag veranlasste, den Bootsmann anläßßlich des nächsten Osterfestes als Osterhasen einzusetzen.
Der Rest des Telefonates ging leider in größerem Stimmengewirr und einem Laut, der klang, als wenn jemand über Bord gegangen sei, unter.
Ich werde morgen mal vorsichtig nachfragen. Beim Skipper, nicht beim segelnden Osterhasen.