Jubiläumstörn 2013 -2014,  SY HEIDE-WITZKA

Mea culpa, maxima mea culpa

Mea culpa (lateinisch meine Schuld) sind Worte aus dem Schuldbekenntnis Confiteor (Ich bekenne…), das seit dem 11. Jahrhundert in der katholischen Kirche gesprochen wird:

„Confiteor … quia peccavi nimis cogitatione, verbo, opere et omissione:  mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa …“

Der deutsche Text lautet:

„Ich bekenne … ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld …“

Asche auf mein Haupt. Ich tue es auch nie wieder.

Da hab ich doch ganz vorsichtig die aktuelle Crew hinsichtlich Ihres „Nichtschreibverhaltens“ kritisiert, und prompt, heute gegen 14.57 Uhr, bekomme ich die Quittung in Form eines aktuellen Reiseberichtes, und zwar vom Anfang bis zum heutigen Tage.

Herzlichen Dank dafür an die Crew, ich nehme mir die Freiheit, einige Auszüge daraus hier zu veröffentlichen, damit die „Zuhausegebliebenen“ was zum Lesen haben.

SKW-Crew

 

18.10.2013  Das letzte Treffen vor der Abfahrt

Manni hat noch eine offene Wunde und muss ggf. verbunden werden, Dieter will noch zum Zahnarzt und zum Friseur, aber sonst scheint alles o.k. Treffen ist am kommenden Freitag um 6.30 bei Schnacki, dann Fahrt mit Ulf im Auto nach Scheessel und weiter mit dem Zug ab 7.35 nach Hamburg. Weiter mit der S? zum Flughafen. Ankunft dort 8.58. Genuegend Zeit zum Einchecken fuer den Flug ab 12.35 nach Lissabon (TAP).

25.10.2013 0630  Fahrt zum Flughafen nach Hamburg

5 Uhr, eine unchristliche Zeit zum Aufstehen, ausser man hat etwas bestimmtes vor, und das haben wir… Treffen ab 6.30 bei Dieter und dann weiter mit Ulf’s Combi ueber die einseitig gesperrte B215 nach Scheessel zum Bahnhof bzw. Mannis Altenheim. Puenktlich zum Abfahrtstermin haben wir die lange Rampe ueberwunden. Mit Verringerung des Abstandes zu Hamburg wurde der Zug voller bis uebervoll. Besser sind sicher Zuege in der off-peak Zeit. Es wurde nur noch uebertroffen von der S-Bahn, kein Sitzplatz und das in unserem Alter… Am Flughafen angekommen mussten die Bordkarten nicht am Schalter sondern an Automaten  mit zu scannendem Reisepass erarbeitet werden. Das stellte unseren Skipper vor ein kleines Problem, dass er mit Hilfe einer netten Hilfskraft charming loeste. Nun sitzen wir geloest nach Mannies englischem Fruehstueck bei einem Kaffee auf gepolsterten Sesseln mit Blick auf die Start- und Landebahn. Wir erfahren, dass die HEIDE-WITZKA nicht in Casablanca liegt sondern im Hafen von Malmerida, etwa 30 km (18 sm) weiter noerdlich, was natuerlich unseren Bunkerplan veraendern wird.

Was Ulf alles so in seinem Seesack hatte interessierte die Gepaeckkontrolle sehr. Da wir dann schon einmal dort waren, haben wir auch ein paar weitere Gepaeckstuecke durch die Maschine gejagt und die Bilder versucht zu interpretieren. Nach dem Entfernen einiger unerlaubter Teile stand dem Einchecken nichts mehr im Wege.

25.10.2013 1235        Flug von Hamburg nach Lissabon

Mit rd. 15 Minuten Verspätung rollt die Maschine zum Start. Dreieinhalb Stunden Flugzeit verspricht der Pilot bis Lissabon. Kurz nachdem Abheben, mit einer maessigen Sicht auf die neue Elbphilharmonie taucht das Flugzeug in die Bewölkung ein und braust mit rd. 750 km/h auf dem Sahnebereich gen Süden.  Eng ist es in dem Flieger, nur 30 cm zwischen Sitzflaeche und Rueckenlehne des Vordermannes. Aber wir haben Glueck: Es gibt freie Plaetze bzw. Reihen sodass die Packlage etwas entschaerft werden konnte und entweder der Gang mehr Freiheit bot oder beidseitig ein Platz frei war. Nur Schnaki blieb in der Mitte sitzen, sein Fensternachbar haette gern mehr Platz gehabt. Schon nach rd 45 Minuten in der Luft wird uns eine  kleine Zwischenmalzeit serviert, Roehrennudeln mit etwas Tomatensauce und einem Stückchen Grün dabei, vermutlich Basilikum, ein gut lagerfaehiges Brötchen,  wobei die Verniedlichungsform eindeutig zutrifft und einen Vanille-Nachtisch mit einer Schnitte Kiwi, dazu Getränke nach Wahl. Innerhalb von 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Mit der mitgenommenen Literatur finde ich die Verbindung zum letztjährigen Toern nach Sardinien/Korsika. In Bastia hatten wir das Glueck mit Schiffen der PEN DUICK-Gruppe Bord an Bord zu liegen. Das Buch von Eric Tabarly „Einhand zum Sieg“ ist die Beschreibung der Atlantikueberquerung mit der PEN DUICK II. Die Uhr ist um eine Stunde auf GMT zurueckzustellen 14 Uhr (neue Zeit) und der Himmel oeffnet sich. Zwischen den Wolkenbaenken wird die Erde sichtbar.Nach dem Ueberqueren der Biskaya muss nun die Landmasse  der iberischen Halbinsel auftauchen.

Etwas holperig war dann doch der Weg durch die Wolken, aber um 15:33 Uhr hatten wir den sicheren Boden unter den Füßen. Um 16:00 Uhr haben wir uns dann am Gate 44a eingefunden. Der Flug nach Casablanca ist delayed, Abflug 1730, Boardingtime war bisher 1625, also in 25 Minuten, wir warten einmal was passiert.Zumindest sitzt hier noch keiner ausser uns.

25.10.2013                  Flug von Lissabon nach Casablanca

17:35 Uhr  ging es los.In einer Beachcraft 1900, einer etwa 2 m breiten Röhre,  beidseitig ein Sitzplatz mit Propellerantrieb bis eta 1900, dann hatten wir Casablanca erreicht. Nach den Einreiseformaltäten und der Suche eines günstigen Taxis ging es nach Mohammedia, dem Hafen noödlich Casablanca. Eine abendliche Fahrt bei warmem Regen mit einem Fahrer, der selten unter 100 fuhr.So gegen 2100 waren wir dann am Hafen und mussten dann dort die Formalitaeten erledigen. Der in tadelosem Outfit erscheinende Beamte mit geringen Fremdsprachenkenntnisen fuellte peinlich genau die vorgegebenen Formulare aus. Die Reisepaesse behielt er zunaechst, aber die Passierscheine konnte er uns noch ausstellen, sodass wir gegen 2300 noch in den Ort gehen konnten um in einem lokalen Treffpunkt noch etwas essen konnten.

25.10.2013 2100        Ankunft auf der Heide-Witzka

Mit einer Zuladung von rd. 250 Lebensjahren mit ca. 500 kg  Mensch und sonstigen Erfordernissen taucht das  Schiff rd. 10 cm tiefer ein.

Die Aufteilung der Schlafplaetze fuehrte zur gemeinsamen Matratzennutzung von Dieter und Manni im Vorschiff und Ulf und Heinz in der Achterikabine Steuerbord, da Katharina in der Skipperbucht residierte. Johnny mussste im Salon bleiben und bat fuer die Nacht auf die Nutzung der Wasserpumpe zu verzichten, da diese direkt unter seinem Ohr ihre Arbeit aufnehmen wuerde. Einer der Besatzung erinnerte sich daran um ca. 4 Uhr nicht. Aber auch ein nicht umprogrammiertes Handy wurde um 530 seinem Auftrag gerecht. Beides beeinflusste die geruhsame Nacht erheblich.

26.10.2013 0800        Lat.:            33° 42,8 N                   Lon.;          7° 23, 96 W

Einkauf

Formalitäten.Der „richtige“ Grenzbeamte hatte weniger Schwierigkeiten, den Tagespassierschein auszustellen. Nach langem Fussmarsch mit „Begleitung“ durch einen Einheimischen (englischsprachig) in die Innenstadt , zu einem Bankautomaten und zum Supermarkt erreichten wir unser Teilziel, die Versorungssituation fuer einen mehrtaegien Ritt in den Atlantik als gegeben anzusehen. Lebensmittel fast 1400 D und Getraenke etwas ueber 800 D. Fuer einen weiteren Tag ist Strom und Wasser bezahlt und es sind noch die Hafengebuehren zu entrichten, Aber das war der Nachmittg, so etwa 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Vorher gab es die Bootuebergabe mit vielen Detailinformationen des Ausrüsters Johnny. Ich habe Bedenken, dass wir all die Detailinformationen zur gegebenen Zeit abrufen koennen. Das Schiff ist vollbetankt, auch die Wassertanks sind gefuellt. Morgen geht es los. Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont und die Temperatur geht herunter,  aber im Gegensatz zu gestern, dem Tag des Wetterumschwungs, bleibt es trocken.

27.10.2013 0800        Lat.:            33° 42, 8 N                  Lon.;          7° 23, 96 W,

Log 0

Aufstehen nach kuehler Nacht etwa 7:30 Uhr, Fruehstueck fertig um 10:00 Uhr, Ulf fuer Baguette in den Ort, Abmelden und los. Fuer mich die erste echte Atlantikfahrt

Die Genua zieht uns durch das Gewaesser bei  etwa 4-5 Windstaerken. Auch erfahrene Segler haben da manchmal mit Uebelkeit zu kaempfen und konnten sich von der Puetz nur schwer loesen. Die ueberschaeumende Freunde des ersten Segeltages spuerten dann sowohl die Sprayhood, Heinz und der Pullover des Verursachers Ulf.

Mit diesen Aktionen waren 50% der Crew, wenn auch nicht ausser Gefecht, so doch nur eingeschraenkt nutzbar. Es war ein Nachttoern abgesprochen, der jedoch wehen des schafenden Windes mit 2 bis 3 Meilen pro Stunde nicht den gewuenschten Fortschritt brachte.

28.10.2013 0800        Lat.:            000° 00,0 N                 Lon.;          000° 00,0 E

Nach der Nachtfahr mit wenig Streckengewinn trotz grossen Einsatzes war gute Beratung erforderlich. Hatte doch die Nacht aufgezeigt, dass trotz aller Entbehrnisse und zusäzlichen Belastungen (klatschnasse Bekleidung totz Trockenheit und 29 Grad, jedoch in Folge von Luftfeuchtigkeit) der gewuenschte Streckengewinn ausblieb.

Wir motoren.

Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Safi.Neben einer marokkanischen oder französischen Yacht konnten wir an einem festliegenden Fischereischiff festmachen.

Gleich waren sowohl der Hafenkapitaen als auch Zoll und Emigration an Bord und ein keiner Kalfaktor, der uns fuer den Rest des Tages mit seiner Freundlichkeit nicht aus den Augen lies. Er fuehrte uns auf gewundenen Wegen aus unserem Hafenbereich in die Altstadt zu einem Lokal, in dem wir gut Essen konnten (Scholle), Den Rueckweg haben wir getrennt genommen, Dieter und Mannie direkt und Ulf und ich mit einem Umweg ueber die Hauptstrasse und einen kurzen Blich in den Basar.

Ergebnis:  Erstere wurden von unserem Begleiter abgefangen und mit dem Moped zur Durchgangstuer (nur fuer Mitarbeiter des Fischerihafens zugelassen) gefahren, waehrend wir einen mehrere Kilometer weiten Umweg zum Eingangstor des Wirtschaftshafens machen mussten. Eingetroffen gegen 23:00  Uhr haben 50% der Crew geschlaefen, waehrend ab 23:10 Uhr der Exodus der Fischerifahrzeuge begann. Ca. 20 Schiffe mit je rd. 10 Personen Besatztzung verliessen den Hafem und kehrten am naechsten Morgen etwa gegen 08:00 Uhr zurueck.

29.10.2013 0800        Lat.:            32° 18, 329N               Lon.;          9° 14, 910W

Hafentag in Safi.

Dieter ist an Bord geblieben, hat freiwillig die Bewachung uebernommen.

Das Fotografieren in Hafenanlagen ist untersagt, diese Erfahrung musste ich noch einmal machen. Auf dem Weg zum Eingang bzw. Ausgang des Wirtschaftshafens von Safi begruessten uns 3 Kontrollpersonen, freundlich und Zuvorkommend. Am Ausgang hatten wir gleich wieder einen Begleiter, der uns mit durchaus guten Sprachkenntnissen der englischen Sprache die Geschichte des Ortes beschreiben wollte. Spaeter kam ein  zweiter dazu, der jedoch nur schoene Sonnenbrillen verkaufen wollte.Der dann begonnene Weg durch einen Teil der Altstadt zeigte uns noch viel eindeutiger die Armut dieses Landes bzw. seiner Buerger. Die vorgefundenen geschichtlichen Gebäude, erkennnar am fortschreitenden Verfall, sind zu einem spaeteren Zeitpunkt noch einmal nachzuarbeiten.

Die Grenzen der Freundlichkeit und Aufdringlichkeit werden in Europa anders als in Afrika definiert. Hier sind Jugendliche wie auch Alte Menschen an den Touristen interessiert. Sie zeigen die Errungenschaften und Sehenswuerdigkeiten der Stadt und sind lediglich an einer kleinen Spende fier diese Bemuehungen interessiert.

Ein weiteres Essen fuehrte in der Naehe des Kastells, zu Sardinenbaellchen mit Sosse und Pepperoni und zum Abschluss einen marokkanischen Pfefferminztee, einfach toll im Geschmack, wirklich aus echter Pfefferminze und heissem Wasser zubereitet. Dieses verleitet uns, auf dem Fischmarkt direkt neben den Schiffen 20 kleine Sardinen zu kaufen (15 ! MAD) und diese an Bord aus der Pfanne zu geniessen.

Morgen wollen wir frueh (wenn der Hafenkapitaen und die Grenzpolizei verfuegbar sind) aufbrechen in Richtung Agadir, Mal sehen wie es laeuft.

30.10.2013 0800        Lat.:            32° 18, 329N               Lon.;          9° 14, 910W

Wir sind frueh los, haben Platz geschaffen fuer die vielen wieder einlaufenden Fischkutter. Anfaenglich super Segelwetter, 4-5 Windstaerken, spater zunehmend 6, Boen 7 und dazu eine 5 m Atlantikwelle, ein heisser Ritt fuer mich. Eine Taufe bekam ich an Pos. 31º, 42, 244 N und 9º, 43, 354 W. Ein voller Brecher von Steuerbord traenkte meinen Ruecken und verschonte Andere. Pitsch patsch nass und die Wassertemperatur ca 18º, brrrrr

18:30  Uhr festgemacht unter fachlicher Anleitung der oertlichen Behoerden, es hat trotzdem geklappt. Wir bilden Paeckchen im Fischereihafen und hoffen dass kein Fischkutter hinausfaehrt, denn die freie Durchfahrt betraegt weniger als 10 m.

Die Formalitaeten sind noch nicht beendet, Ulf ist noch unterwegs und Dieter hat schon Hunger, ich uebrigens auch und Manni sowieso.

Direkt neben unseremLiegeplatz, nachdem wir über ein fremdes schiff auf das Feuerloeschboot und dann auf die Kaje gekommen sind, lag das Restaurant „Chez Sam“. Sardinen und Dorade waren das Abendessen der Crew. Zum Abschluss gab es noch einen Tee, Pfefferminze (1400 MAD). In der Gaststaette konnte ich mein Ladegeraet fuer die Kamera einsetzen und die Batterie zumindest nachladen. Zu einem vollen Ladezyklus hat es nicht gereicht. Jetzt ist es22:30 Uhr und es ist schon absolute Ruhe eingekehrt. Vereinbart ist ein Hafentag fuer morgen, da es draussen immer noch stuermt. Aufstehen nicht zu frueh, ein Wunsch von Manni, dem entsprochen werden kann.

31.10.2013 0800        Lat.:            31° 30, 486 N              Lon.;          8° 46, 465 

Es war eine ruhige Nacht.Die See, der Hafen gleicht einem Ententeich und Wind ist kaum wahrnehmbar…bis jetzt. Aber die Sonne scheint.

Wir haben einen Hafentag vereinbart, bevor morgen Agadir erreicht werden soll.